Schloss Elisabethenburg: Neue Sonderausstellung „Zwischen Meiningen und Europa – 150 Jahre Gastspielreisen des Meininger Hoftheaters“

Noch bis 20. Mai 2024

Am Abend des 1. Mai 1874 hob sich im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin der Vorhang zur ersten Gastspielreiseinszenierung des Meininger Hoftheaters. Bis zum 1. Juli des Jahres 1890 im Stadttheater von Odessa sollten 16 Jahre, 81 Tourneen und beinahe 2600 Vorstellungen mit 41 verschiedenen Dramen vergehen.

Die Meininger Museen nehmen sich die 150. Wiederkehr des Beginns dieser fulminanten Epoche zum Anlass, um das Phänomen der Gastspiele in einer eigenen Ausstellung zu präsentieren. Die zentralen Fragestellungen der Ausstellung sind: Was bleibt? Was bleibt von den Gastspielreisen? Was bleibt aus ästhetischer Sicht vom Meininger Hoftheater? Welche Schauspieler/Innen waren beteiligt und wie sah deren Karriere später aus? Welche bis dato noch nicht erzählten Geschichten lohnen einer näheren Betrachtung? Wie wurde das Meininger Hoftheater in Europa rezipiert, wie wurden die Meininger im deutschen Sprachraum rezipiert? Was haben eine Totenmaske im Bestand der Meininger Museen und ein Zeitungsausschnitt in Gerhart Hauptmanns Notizkalender mit der Gastspielreisezeit des Hoftheaters zu tun? Auf diese und weitere Fragen versucht die Ausstellung eine Antwort zu geben.

Abb.: Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, Forum Romanum für „Julius Cäsar“

Museum Schloss Burgk: Neue Heimat der Den Dansk Exlibris Fond

Mit derzeit etwa 100.000 Blättern ist die Exlibris-Sammlung (Exlibris – lat.: „aus den Büchern“) des Museums Schloß Burgk die größte Spezialsammlung des Museums und eine der größten Europas in öffentlicher Hand. Am 24. November 2023 hat sich die Sammlung des Museums durch eine großartige wie großzügige Schenkung der Dänischen Exlibris Stiftung um mehr als 100.000 Exlibris plus kostbarer Spezialbibliothek zum Thema erhöht und damit den Bestand mehr als verdoppelt. Damit wird die Exlibris-Sammlung auf Schloß Burgk eine der wichtigsten Sammlungen weltweit und durch die unterschiedlichen Sammlungsprofile (Zeiträume, Länder, Künstler) noch interessanter für Wissenschaft und Forschung.

Der Entschluss, dass die in Dänemark durch vier Sammler entstandene Sammlung das Land verlassen muss, um eine sichere Zukunft zu haben, ist der dänischen Stiftung nicht leichtgefallen. Das Wichtigste für die noch lebenden Vorstandsmitglieder der Dänischen Exlibris Stiftung jedoch ist die Weiterführung der über Jahrzehnte aufgebauten Sammlung, die nicht in alle Winde verstreut werden, schlummern oder verloren gehen soll. Darum ist die Wahl der Den Dansk Exlibris Fond auf Schloss Burgk gefallen. „Einem Museum, in dem die Exlibris-Sammlung nicht nur in Kästen lagert, sondern ein Leben führen wird – durch Ausstellungen im Museum als auch außerhalb, durch Leihgaben an andere Museen und Institutionen und für die wissenschaftliche Arbeit“, so Klaus Rödel, Vorstandsmitglied der
Den Dansk Exlibris Fond.

Seit Anfang Juli dieses Jahres verwahrt das Museum Schloß Burgk darüber hinaus das Vereinsarchiv des Deutsche Exlibris-Gesellschaft e. V., welches von Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen nach Burgk in Thüringen umgezogen ist. Das DEG-Archiv umfasst mehr als 36.000 Exlibris. Außerdem verfügt es über eine große Spezialbibliothek mit Exlibris-Literatur seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und beherbergt bedeutende Sammlernachlässe.

Die aktuelle Ausstellung „Gekauft – Getauscht – Gerettet – Gefunden – Geschenkt bekommen“ zeigt große & kleine Schätze der museumseigenen Exlibris-Sammlung und gibt Einblick in die Sammlungstätigkeit des Museums. Die Sammlung der Dänischen Exlibris Stiftung wird zunächst gesichtet und archiviert. Sie wird in den nächsten Jahren Bestandteil der regelmäßigen Ausstellungen in Burgk oder in anderen Museen und Galerien werden und für die wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung stehen.

Neue Sonderausstellung in Molsdorf: „GESTRANDETE ARCHE.“ – Ulf Rickmann

Bis 05.05.2024

Die Natur in ihrer scheinbaren Realität geben Rickmann Inspiration in der künstlerischen Auseinandersetzung in Malerei und Grafik. Die ins Bild gebrachten Darstellungen von scheinbar existierenden Kleinstlebewesen wie z.B. Insekten, im Schwarm oder einzeln, geben dem Bild einen rätselhaften wie mystischen Ausdruck. Oft auch ins Skurrile gesteigert, findet Rickmanns Kunst Anerkennung auf nationalen wie internationalen Ausstellungen. Eine Kooperation mit der Galerie Thoms (Mühlhausen).

Ulf H. Rickmann wurde 1959 in Leipzig geboren und absolvierte von 1982 bis 1985 in Erfurt bei E. A. Zimmermann Kurse in den Techniken Lithografie und Radierung. Seit 1989 arbeitet er freiberuflich als Maler, Grafiker und Fotograf. Seine Metiers sind die Landschaft und die Naturstudie. Er lässt sich vom Objekt oder vor Ort inspirieren, er zitiert Landschaften aus der Epoche der Romantik und Abbildungen aus naturkundlichen Büchern des 18. Jahrhunderts, wobei der Einsatz der grafischen Mittel die formal autonomen Beziehungen (Kontraste, Harmonien) betont und die Sujets in unsere Gegenwart transportiert.

Bildunterschrift: Ulf Rickmann, Metamorphose IX, 2020

Märchensonntage auf Schloß Burgk

Die beliebte Veranstaltungsreihe der „Märchen-Sonntage“ auf Schloß Burgk wird im Sommer 2023 fortgesetzt. Bei den „Märchen-Sonntagen“ im Sommer 2023 auf Schloß Burgk sind zahlreiche Märchen- und Geschichtenerzähler, Figurentheater und Puppenspieler v.a. aus Thüringen und Sachsen zu Gast.

Vom Beginn der Thüringer Sommerferien (ab 9. Juli) bis zum 17. September lädt das Museum Schloß Burgk an jedem Sonntag um 11 Uhr Klein und Groß zur Märchenstunde ein. Puppenspieler und Schauspieler, Geschichtenerzähler und Musiker entführen Kinder und Erwachsene in die Welt der Märchen, Geschichten und Legenden und damit in eine Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat und ein Träumer noch König sein durfte.

Der Eintritt zu den einzelnen Märchen-Sonntagen beträgt jeweils für Kinder 3 €; Erwachsene 7 €, Familienkarte 16 €, inkl. Museumseintritt. Einlass ab 10.30 Uhr.

Eine vorherige Anmeldung für die Veranstaltung ist erforderlich. Kartenvorbestellungen sind telefonisch unter 03663 400119 oder per E-Mail an museum@schloss-burgk.de möglich.

 

Programm:

09.07.2023 – „Die Bremer Stadtmusikanten“
Frei nach den Gebrüdern Grimm mit Ronald Mernitz vom Erfreulichen Theater Erfurt für Kinder ab 5 Jahren. Dauer ca. 60 Min.

16.07.2023 – „Der Schnabelsteher“
Marionettentheater mit Anna Fülle vom Puppentheater Kokon nach Rafik Schami für Kinder ab 5 Jahren. Dauer ca. 45 Min.

23.07.2023 – „Der Kaiser und die Nachtigall“
Nach dem Märchen von Hans Christian Andersen mit dem Ateliertheater Erfurt für Kinder ab 5 Jahren. Dauer ca. 50 Min.

30.07.2023 – „Der gestiefelte Kater“
Inszeniert vom Figurentheater Weimar für Kinder ab 4 Jahren. Dauer ca. 35 Min

06.08.2023 – „Dornröschen“
Frei nach den Gebrüdern Grimm mit Susa Ahrens vom Figurentheater Märchenteppich (Halle/Saale) für Kinder ab 4 Jahren. Dauer ca. 50 Min.

13.08.2023 – „Schneeweisschen und Rosenrot“
Nach dem Märchen der Gebrüder Grimm mit dem Ateliertheater Erfurt für Kinder ab 4 Jahren. Dauer ca. 45 Min.

20.08.2023 – „Die kluge Bauerntochter“
Inszeniert vom Erfreulichen Theater Erfurt für Kinder ab 6 Jahren. Dauer ca. 50 Min.

27.08.2023 – „Daumesdick“
Nach dem Märchen der Brüder Grimm mit dem Figurentheater Christiane Weidringer (Erfurt) für Kinder ab 4 Jahren. Dauer ca. 45 Min.

03.09.2023 – „Froschkönig oder die grüne Minna“
Mit Frieda Friedemann vom ViViD! Figurentheater Chemnitz für Kinder ab 4 Jahren. Dauer: ca. 40 Min.

10.09.2023 – „Die Bremer Stadtmusikanten“
Mit dem Ateliertheater Erfurt für Kinder ab 4 Jahre. Dauer: ca. 35 Min.

17.09.2023, 11 & 14 Uhr – Überraschungsmärchen
Mit und von den Rittern der Osterburg für Kinder ab 4 Jahren. Dauer: ca. 25 Min.

Meininger Museen: Neue Sonderausstellung „Harald Reiner Gratz: ABENDLAND – Kunst. Begegnung und Mythos“

11. Mai bis 8. Oktober 2023
Schloss Elisabethenburg, Obere und Mittlere Galerie
Kunstausstellung anlässlich des 60. Geburtstag des Künstlers
Kooperation mit den Städtischen Museen Jena und Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden

Die Ausstellungen in Meiningen, Jena und Schmalkalden setzten die jahrelange Beschäftigung des Künstlers mit Inhalten und Erscheinungsformen von Geschichte, Mythos und Realitäten fort. Ausgehend von den Wendepunkten der europäisch-amerikanischen Geschichte fragt Harald Gratz in Menschheitsmythen wie „Ilias“ und „Odyssee“ oder dem „Untergang des römischen Reiches“ nach Gesetzmäßigkeiten des Erfahrens: „Das menschliche Dasein wird sowohl im Außen als auch im persönlichen Erleben jedes Einzelnen fortwährend von einem Prozess des Entstehens, einer Entwicklung einem Bruch oder einer Ablösung begleitet. Gibt es in dieser Abfolge stetiger Veränderungen etwas Allgemeingültiges, Bleibendes?“.

Präsentiert werden rund 120 Gemälde und Zeichnungen des Künstlers, überwiegend aus Privatbesitz. „Ich arbeite nicht linear oder illustrativ. Objekte und Motive sind mir Metapher für eine allgemeingültige Situation. So ist das Projekt Abendland auch immer offen und im Fluss.“

Harald Reiner Gratz, geb. 1962 in Schnellbach, Thüringen; 1985 bis 1988 Studium an der HfKD Burg Giebichenstein, Halle (Saale); ab 1989 Studium der Freien Malerei und Grafik an der HfBK Dresden bei Hubertus Giebe und Werner Liebmann, 1991 Diplom; Gastkünstler in Florenz und New York

Ausstellungen (Auswahl):
2008/09 Penthesilea (Weimar, Köln)
Kurator des Brandenburgischen Kunstsommers im Schloss und Museum Liebenberg.
2014 InSicht. Arbeiten auf Papier. Apolda
2022 Ausstellung „Nimmerland“ in Gera
2022 Ausstellung „Bilder zur Odyssee“ (Ephesos (Türkei)

Museum Schloß Burgk: Neue Sonderausstellung „Im Zeichen der Palme: Literatur und Grafik aus Mitteldeutschland“

30 Jahre Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum im Spiegel ihrer Einbände

Ausstellung auf Schloss Burgk – 11. März bis 25. Juni 2023

„Wahre Wunderkammern“ nennt sie Volker Braun. Gemeint sind die Hefte der Zeitschrift „Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen“. 1993 von Detlef Ignasiak gegründet, übernahm 2005 der Jenaer Autor Jens-Fietje Dwars die Redaktion. Seitdem werden die Einbände von Künstlern gestaltet. Die Spannweite reicht von Gerhard Altenbourg und Angela Hampel über Moritz Götze, Gerda Lepke und Gerd Mackensen bis zu Uwe Pfeifer, Max Uhlig und Baldwin Zettl.

Das 30-jährige Bestehen der Zeitschrift feiert eine Ausstellung auf Schloß Burgk, wo all diese Künstler schon mehrfach zu Gast waren. Sie zeigt alle Einbände und ihre originalgrafischen Vorlagen, dazu sämtliche Hefte, Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze und Wulf Kirsten sowie erstpublizierte Autografen von Gottfried Benn, Gabriele Reuter und Paul Scheerbart.

Im Pirckheimer-Kabinett sind Grafik-Mappen und Beilagen der Marginalien zu sehen und ein erotisches Kabinett präsentiert Zeichnung von Gerd Mackensen.

Deutsches Burgenmuseum: Neue Sonderausstellung „Helden im Kinderzimmer. Die mittelalterliche Welt von Elastolin“

Verlängert bis 2. Juli 2023
Deutsches Burgenmuseum Veste Heldburg

Entdeckt die spannende Spielzeugwelt der Ritter und Burgen! Vor fast genau 40 Jahren stellte die Firma O. & M. Hausser in Neustadt bei Coburg ihre Produktion ein. In den Firmenhallen wurden einst Kinderträume wahr. Das berühmte Spiel Elfer raus! oder die Bild-Lilli-Puppe, aus der später die Barbie wurde, entstanden hier. Bei Sammlern noch heute beliebt sind die Elastolin-Figuren, Miniaturfiguren, die im Wesentlichen aus Holzmehl und Leim bestehen, aufwändig bemalt und weit über Deutschland hinaus bekannt sind. Die Motive sind vielfältig: von Tieren, Soldaten bis hin zu Cowboys und Indianer war alles dabei. Besonders beliebt waren auch Burgen und Ritter-Figuren, die sich oft zu ganzen Schaustücken zusammensetzen.

Die Faszination für die kleinen Heldenfiguren und die Spielwaren der Firma Hausser hat Peter Müller schon als Kind gepackt und nie wieder losgelassen. Das jahrzehntelange Zusammentragen der verschiedensten Figuren, Burgen, Dioramen, originaler Dekorationsstücke, Zeichnungen, Comics und Dokumenten hat zu einer beachtlichen Sammlung geführt, in die die Ausstellung einen kleinen Einblick gewährt. Im Gespräch mit dem mittelfränkischen Sammler wird schnell klar, dass die Elastolin-Figuren nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringen.

„Es ist wirklich eine Ausstellung für die ganze Familie,“ erklärt Kuratorin und Museumsleiterin Adina Rösch freudig. Die Ausstellung zeigt nicht nur zahlreiche Ritter-Figuren und Burgenmodelle, es gibt auch einiges über die Firma Hauser zu erfahren und zur Herstellung der kleinen Helden. Auch Kindheitshelden wie Prinz Eisenherz oder Gawein geben sich bis Anfang Januar 2023 die Ehre.

Residenzschloss Altenburg: Neue Sonderausstellung „Vom Jammertal ins Paradies. Sterben, Tod und Trauer am Altenburger Hof”

1. Juli bis 31. Oktober 2022

Wie ging die herzogliche Familie von Sachsen-Altenburg (1603–1672) mit dem Tod um, welches Bild zeichnete sie von den Verstorbenen für die Nachwelt? Das Schloss- und Spielkartenmuseum präsentiert in dieser hochrangigen Sonderausstellung seinen einzigartigen Schatz an authentischen Zeitzeugnissen zu Tod und Trauer, darunter lebensgroße Totenbildnisse, Dokumentationen der Leichenzüge und der Aufbahrung sowie sehr seltene Textilien wie das Sargtuch eines Prinzen. Es ist das erste Mal, dass die kostbaren und fragilen Objekte, die sonst kaum gezeigt werden können, zusammen ausgestellt werden.

Auch die Gruft mit den prachtvollen Särgen wurde instandgesetzt und kann zu festen Terminen im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Erschütternde Zeugnisse der Trauer wie der verzweifelte Nachruf einer Mutter auf ihr verstorbenes Kind stehen der kalten Pracht des adeligen Trauerzeremoniells gegenüber, mittels dessen der Adel die memoria, das Totengedächtnis, prägen wollte: Mit dem Nachruhm des Verstorbenen feierte man immer auch den Rang der fürstlichen Familie.

Bei Ihrem Ausstellungsbesuch können Sie dem sächsischen Hochadel in seinen privatesten Momenten nahe kommen, aber auch den Prunk der großen Trauerfeierlichkeiten miterleben.

Schlossmuseum Arnstadt: Neue Sonderausstellung „Glas erstaunt!“

13. Mai bis 20. November 2022

2022 ist das Internationale Jahr des Glases. Darum widmet das Schlossmuseum Arnstadt diesem besonderen Material eine eigene Ausstellung. Unter dem Motto „Glas erstaunt!“ werden vom 13. Mai bis 20. November höfische Luxusobjekte aus Glas gezeigt. Dazu zählen die erstaunliche Zitrone aus venezianischem Glas, geschnittene und geschliffene Pokale, Spiegel und Kronleuchter. Bekannt ist das Schlossmuseum Arnstadt für die einzigartige Puppenstadt „Mon plaisir“, in der sich überraschend filigran gearbeitete Glasminiaturen finden. Ein zweiter Themenschwerpunkt liegt auf frühneuzeitlichem Laborglas.

Glas ist heute allgegenwärtig. Doch das war nicht immer so. Die Geheimnisse um seine Herstellung und die benötigten Rohstoffe kannten bis zum Ende des 17. Jahrhunderts nur wenige Familien. Das machte Glas zum Luxusgut, mit dem sich auch die Schwarzburger Grafen und Fürsten gern umgaben. „Das Glas der Schwarzburger“ ist das Ergebnis der Forschungen eines Verbundprojektes zwischen dem Kulturbetrieb Arnstadt, der Justus Liebig Universität Gießen und der TU Bergakademie Freiberg, in Kooperation mit dem Schwarzburger Museumsverbund.

Titelbild:
Die Zitrone aus venezianischem Glas wurde bereits im Inventar von 1786 erwähnt: „Eine Citrone von Glaß mit Laubwerck und Blüthen“. Diese Zitrusfrucht entstand aus mehreren Schichten farbigen und farblosen Glases. Ursprünglich zierte ihren Stängel eine Blüte, die leider im Laufe der letzten 250 Jahre abbrach und verloren ging (Schloßmuseum Arnstadt, Inv.-Nr. K-G 0379, Foto Thomas Wolf/ Gotha, © JLU Gießen).

Schloss Wilhelmsburg: Neue Sonderausstellung „Der Henker des Herzogs“

„Der Henker des Herzogs – das Leben des Johann Jeremias Glaser (1653-1725)“
5. Mai bis 31. Oktober 2022, Mi.-So. 11-17 Uhr
Schmalkalden, Sandgasse, Totenhofkirche

Johann Jeremias Glaser war Scharfrichter in Meiningen und später in Wasungen. Er hinterließ mit seinem Rechnungs- oder Anschreibebuch einen einmaligen kulturhistorischen Schatz. Auf 350 Seiten hielt dieser Mann nahezu alle Ausgaben und Einnahmen seines Erwachsenlebens fest – naturgemäß auch Honorare, die er durch seine scharfrichterliche Tätigkeit erzielte. Das Meiste bildet aber seinen ganz normalen Alltag ab, so dass es erstmals möglich ist, das Leben eines Mannes aus der Frühen Neuzeit von seiner Geburt bis zur Bahre bis in das kleinste Detail zu beleuchten.

Hintergrund:
Im Thüringischen Staatsarchiv Meiningen schlummert ein einmaliger kulturhistorischer Schatz, der durch eine Ausstellung jetzt wachgeküsst wird: ein Rechnungs- oder Anschreibebuch von Johann Jeremias Glaser. Glaser war Scharfrichter in Meiningen und später in Wasungen. Auf 350 Seiten hielt dieser Mann nahezu alle Ausgaben und Einnahmen seines Erwachsenlebens fest. Dort finden sich naturgemäß auch Honorare, die er durch seine scharfrichterliche Tätigkeit erzielte – Glaser führte auch die letzte Lebendverbrennung einer vermeintlichen Hexe auf Thüringer Boden im Jahr 1700 in Breitungen durch –, doch sind diese nur ein kleiner Teil seiner Registrierungen. Das Meiste bildet seinen ganz normalen Alltag ab, so dass es erstmals möglich ist, das Leben eines Mannes aus der Frühen Neuzeit von seiner Geburt bis zur Bahre bis in das kleinste Detail zu beleuchten. In der Ausstellung tritt ein liebevoller Familienvater entgegen, der großen Wert auf die Aus- und Bildung seiner Kinder legt, es erscheint ein juristisch wie betriebswirtschaftlich hoch gebildeter Mann, der stark musisch veranlagt ist, es entsteht das Bild eines sozialen Arbeitgebers und erfolgreichen Heilers, der vermögend und angesehen ist. Von den Gewürzen, mit denen die unzähligen Speisen bei den Tauf- oder Hochzeitsfesten seiner Kinder zubereitet wurden, bis hin zum Mobiliar und Hausstand der jeweiligen Meistereien, kann alles aus der Lebenswelt des einfachen Volkes aus diesem Rechnungsbuch herausgezogen werden. Die Maske – die Scharfrichter allerdings nie getragen haben – hinter dem Mann mit dem „unehrlichen“ Beruf, wird mittels der Ausstellung zurückgezogen.

Die Ausstellung befindet sich in der Totenhofkirche von Schmalkalden, wo auch das originale Grabdenkmal von Glasers Schwiegervater zu besichtigen ist, der Scharfrichter in Schmalkalden war und auf dem Epitaph im Ornat ausgehauen ist. Natürlich wir einleitend auch auf die Entwicklung des „Handwerks“ der Scharfrichter, ihrer Aufgaben und Nebentätigkeiten eingegangen sowie die Meininger und Schmalkalder Scharfrichter des 16. und 17. Jahrhunderts beleuchtet.

Durch die Ausstellung führt ein lebensgroßer visueller Audioguide. Für die Rolle des Erzählers konnte der deutschlandweit bekannte Schauspieler Thomas Thieme gewonnen werden. Originale Richtschwerte aus Meiningen sowie aus Weimar, diverse Folterinstrumente, aber auch Alltagsgegenstände können vom Besucher bestaunt werden.

Kuratiert wurde die Ausstellung vom Direktor des Museums Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden Dr. Kai Lehmann.